Wenn man das Design, den Inhalt oder den Aufbau der eigenen Domain ändern bzw. verbessern möchte, ist ein Relaunch in diesem Fall das Mittel zum Zweck. Insbesondere ein kompletter Relaunch erzeugt dabei aber einen enormen Arbeitsaufwand, bei dem leider häufig ein wichtiger Faktor nicht berücksichtigt wird: das Thema Suchmaschinenoptimierung. Mit unserer Aufzählung der wichtigsten SEO-Maßnahmen vermeidet man bekannte Stolperfallen bei einem Relaunch und sorgt somit für einen reibungslosen Ablauf.
Vorab sollte noch erwähnt werden, dass sich folgende Tipps und Tricks auf einen Relaunch beziehen, bei dem sich die Struktur der Domain ändert. Für einen rein optischen Relaunch sind diese Punkte weniger relevant.
Warum sollte man seine Domain relaunchen?
Ein naheliegender Grund, warum eine Domain gerelaunched werden sollte, ist, sie aus SEO-Sicht fit zu machen. Viele Unternehmen hatten dieses Thema in den vergangenen Jahren eher stiefmütterlich behandelt, mit einem gezielten Relaunch soll nun alles besser werden. Doch selbst mit dieser guten Absicht vergessen viele Verantwortliche grundlegende SEO-Maßnahmen, die noch vor dem eigentlichen Relaunch elementar sind. Doch dazu später mehr.
Zu erwähnen sei noch, dass in diesen Bereich auch das Implementieren eines responsiven oder adaptiven Designs zählt. Die Anzahl der Nutzer, welche via Smartphone oder Tablet das Internet verwenden, steigt von Jahr zu Jahr an. Ein responsives Design hilft dabei, das Besuchserlebnis für diese Personen möglichst ideal zu gestalten. Auch in diesem Fall ist ein Relaunch von Nutzen.
Auch eine Domain, die nicht mehr aktuell ist, kann ein Grund für einen Relaunch sein. Das Design wirkt langweilig und alt, die dargestellten Strukturen und Inhalte sind längst überholt oder die angebotenen Waren und Dienstleistungen nicht mehr vorhanden. Sollte dies zutreffen, empfiehlt sich tatsächlich meist ein kompletter Neuanfang der Seite, anstatt dauerhaft kleine Änderungen durchzuführen.
Sollte man sich für einen Relaunch entschieden haben, empfiehlt es sich, die begleitenden SEO-Maßnahmen zu gliedern und diese zeitlich an den Ablauf des Relaunchs anzugleichen. Man sollte sich einen Plan erstellen und einem Rankingverlust vorwirken!
Was muss auch SEO-Sicht vor dem Relaunch beachtet werden?
Die Arbeit vor dem Relaunch besteht in erster Linie in der Feststellung des Ist-Zustandes der Seite im Bezug auf vorhandene SEO-Power und bereits erfolgte Maßnahmen. Doch Vorsicht: diesen Punkt dürfen Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sollten bereits in der Vorbereitung Fehler gemacht werden, hat dies letztlich extreme Auswirkungen auf den Relaunch.
Daher bietet es sich an, für diesen Fall eine Liste für den konkreten Ablauf anzulegen.
Warum sollte man vor dem Relaunch die alte Seite crawlen?
Ein Crawl der alten Seitenstruktur bildet die Grundlage für weitere Optimierungen. Der Vergleich mit den alten Daten ermöglicht nach dem Relaunch einen Abgleich, ob die Maßnahmen erfolgreich umgesetzt wurden. Was zunächst banal klingt, bildet oft die Fehlerquelle Nummer eins und wird häufig ignoriert. Für den Crawl bieten sich zahlreiche Tools wie etwa Screaming Frog an. Entscheidend ist, durch den Crawl den Aufbau der alten Domain inklusive aller URLs zu erhalten.
Wofür braucht man eine Keywordanalyse bei einem Relaunch?
Eine weitere Maßnahme kann das Festhalten der aktuellen Rankings umfassen. Dazu bietet sich ein Export der rankenden Keywords und der jeweils passenden URLs an. Dies kann insbesondere für die Zeit nach dem Relaunch hilfreich sein, um mögliche Erfolge auch mit Daten belegen zu können. Zudem ist es möglich, eventuelle Maßnahmen für den zukünftigen Aufbau der Seitenstruktur zu planen. So lässt sich feststellen, ob bestimmte Keywords prominenter platziert werden müssen.
Eine Keywordanalyse ist ratsam, um festzustellen, ob sich das Suchvolumen bestimmter Begriffe verändert hat und ob dementsprechend der Content oder die Metadaten angepasst werden müssen.
Was hat ein Relaunch mit Backlinks zu tun?
Da Backlinks auf bestimmte Unterseiten verweisen, sollte man vor einem Relaunch alle externen Links und deren Verlinkungsziel auflisten und abspeichern. Hierfür eignen sich Tools wie etwa Majestics. Diese Liste beugt dem Verlust von Backlinks vor. Sollte sich nämlich die Seitenstruktur nach dem Relaunch ändern, besteht die Gefahr, dass Links ins Leere laufen. Damit wäre deren SEO-Power für die Domain verloren.
Durch eine ausführliche Liste mit allen externen Verweisen können gefährdete Links identifiziert und gegebenenfalls auf die neue Seitenstruktur angepasst werden.
Was muss man im Bereich Content während eines Relaunchs beachten?
Ein Website-Relaunch bietet eine gute Gelegenheit, den Content auf einer Domain neu zu gestalten. Dabei sollte zunächst eine Übersicht über die vorhandenen Texte erstellt werden. Existieren überflüssige Texte? Sollten einzelne Themen lieber auf einer Seite gebündelt werden? Der Relaunch kann an dieser Stelle neue Potentiale im SEO-Bereich freisetzen. Wichtig ist hierbei, dass man festhält, welche URLs gelöscht werden und dementsprechend die Weiterleitungen auf die Seite mit dem optimierten Content weiterleiten.
Die Content-Analyse kann Stärken der alten Seite aufzeigen. Welche Themen wurden besonders häufig von den Usern gelesen? Welche Themen sollten durch den Relaunch noch prominenter präsentiert werden?
Wie kommt die Navigationsstruktur bei einem Relaunch ins Spiel?
Auf Basis der bereits ermittelten Daten (URLs, Keywords, Content) lässt sich, falls gewünscht und benötigt, eine neue Navigationsstruktur für die gerelaunchte Domain entwickeln. Die Struktur kann auf die ermittelten Keywords ausgerichtet werden, relevante Unterseiten sollten möglichst mit einem Klick erreichbar sein. Jedoch muss im Wording beachtet werden, dass dieses exakt auf die Zielgruppe ausgerichtet wird.
Weshalb ist die URL-Struktur so wichtig für einen Relaunch?
Durch einen Relaunch lassen sich „Altlasten“ einer Seite beheben. Dazu zählen auch URLs, die nicht sprechend gestaltet sind oder unnötige Zahlen oder Zeichen enthalten. Zieht man zudem das Thema Content in Betracht, lassen sich oftmals URLs einsparen.
Von zentraler Bedeutung ist hierbei der vorab angelegte Crawl der Seite. Sie müssen entscheiden, welche URL auch nach dem Relaunch noch vorhanden sein soll.
Was muss bei einem Testsystem beachtet werden?
Ein Testsystem, auf welchem die neue Seite bereits vor dem Relaunch einsehbar ist, ermöglicht das entspannte Einpflegen von Inhalten etc. Somit entsteht nach dem Live-Gehen weniger Hektik, zudem können Fehlerquellen frühzeitig erkannt und gelöst werden.
Leider vergessen viele Relaunch-Verantwortliche dabei, das Testsystem für das Crawling zu sperren. Dies muss dringend über die robots.txt geleistet werden. Dort schließt man alle Seiten für die Crawler aus und setzt zudem sämtliche Seiten auf no-index. In einem weiteren Schritt kann das Testsystem durch ein Passwort geschützt werden. Vorsicht: Man sollte bedenken, diese Einschränkungen nach dem Live-Gang wieder aufzuheben, ansonsten wird der Erfolg des Relaunchs auf der Strecke bleiben.
Weiterleitungen beim Relaunch setzen
Nach diesen vorbereitenden Maßnahmen folgt nun der wohl wichtigste Teil der Arbeit an einem Relaunch aus SEO-Sicht: das korrekte Setzen von Weiterleitungen. Der Grund dafür ist relativ banal. Sind keine Weiterleitungen vorhanden, wird beim Relaunch mit veränderter Seitenstruktur keine SEO-Power übertragen. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Domain jegliche Rankings verliert. Und diese Gefahr ist hoch. Achtung: Es sollten keine beliebigen Weiterleitungen gesetzt werden, beispielsweise alle alten URLs auf die neue Startseite. Sollte sich die URL-Struktur tatsächlich geändert haben, sollte als Weiterleitungsziel eine möglichst thematisch relevante URL gewählt werden.
Dauerhafte und temporäre Weiterleitungen einrichten
Weiterleitung ist nicht gleich Weiterleitung. Bei einem Relaunch können mehrere verschiedene davon zum Einsatz kommen. Diese Weiterleitungen sollten in der .htaccess eingepflegt werden. Zumeist wird bei einem Relaunch eine sogenannte 301-Weiterleitung eingerichtet. Diese teilt dem Crawler mit, dass ein Inhalt dauerhaft umgezogen wurde. Der HTTP-Statuscode 301 lautet demnach: Moved Permanently. So eine Weiterleitung kann beispielsweise wie folgt aussehen:
Redirect 301 /alte-beispiel-url https://marmato-test.de/neue-beispiel-url
Dem Crawler wird so mitgeteilt, unter welcher URL der alte Inhalt aufzurufen war und wo er jetzt zu finden ist.
Eine temporäre Zwischenlösung, z.B. für den Fall, dass die neue passende Unterseite noch nicht existiert, ist die sogenannte 307-Weiterleitung. Diese könnte dann zunächst auf eine thematisch verwandte Unterseite verweisen. Der Statuscode lautet dafür Temporary Redirect. Und dies sollte wörtlich verstanden werden! Man sollte zeitnah für eine korrekte und dauerhafte 301-Weiterleitung sorgen. Falls eine URL komplett verschwindet und nicht im neuen Aufbau der Domain erscheint, bietet sich der 410 Statuscode, Gone, an. Dieser teilt dem Crawler mit, dass eine Seite nicht mehr vorhanden ist und aus dem Index genommen werden kann.
Egal welche Weiterleitung man nutzen möchte, trägt man hinter jede URL aus dem ursprünglichen Crawl das Weiterleitungsziel ein. Diese Weiterleitungstabelle erleichtert letztlich die Überprüfung der Maßnahmen.
Weiterleitungen nach dem Relaunch prüfen
Eine der wichtigsten Maßnahmen nach dem Relaunch betrifft die bereits genannte Prüfung der gesetzten Weiterleitungen. Hier kommt die Weiterleitungstabelle ins Spiel. Für die weitere Auswertung bietet sich an dieser Stelle wieder das Tool Screaming Frog an. Die alten URLs lassen sich über den Menüpunkt „Mode“ und den Unterpunkt „List“ bequem als Tabelle hochladen.
Die Option „Report“ ermöglich es, zu prüfen, ob die hochgeladenen URLs einen 301-Statuscode ausgeben. Alle Weiterleitungsziele sollten dann einen 200-Statuscode anzeigen.
Fehler werden durch einen 404-Code angezeigt, hier muss die gesetzte Weiterleitung noch einmal geprüft werden. Geben die Weiterleitungsziele einen 301-Code aus, ist eine Weiterleitungskette vorhanden, diese ist zwingend zu lösen. Das erfolgt durch eine direkte Weiterleitung der Ausgangs-URL auf die gewünschte neue Seite ohne einen Zwischenschritt.
Interne Verlinkungen nach dem Relaunch prüfen
Nach dem Relaunch sollte man die internen Verlinkungen auf der Domain überprüfen. Insbesondere falls sich die URL-Struktur geändert hat, ist es ratsam zu prüfen, ob Links ins Leere führen. Dies ist ein Faktor, der Ihre Rankings durchaus schwächen kann, häufig aber vernachlässigt wird.
Natürlich muss man nicht händisch jeden Link auf Ihrer Domain prüfen. Man kann dafür doch den Screaming Frog nutzen! Die Option „Bulk Export“ und dann „All Inlinks“ auszuwählen, ist dabei ratsam. Im daraus resultierenden Export werden einem nun alle Links und deren Status Code angezeigt. Fehlerhafte Links sind im weiteren Schritt an die neue Seitenstruktur an.
Wichtige Backlinks anpassen
Bei wichtigen, also thematisch relevanten Backlinks mit hohem Trustflow kann es sich lohnen, manuelle Maßnahmen zu ergreifen. Gegebenenfalls kann man den Webmaster einer Domain anschreiben, ob er das Linkziel auf eine der neuen Unterseiten umleitet. Der Aufwand davon ist zwar hoch, allerdings lohnt sich die investierte Zeit.
Je exakter das Linkziel definiert ist, desto mehr Nutzen zieht man für die SEO-Power aus dem jeweiligen Backlink. Als Grundlage für diese Entscheidung kann man die Auswertung der Backlinks vor dem Relaunch heranziehen.
Funktioniert das Tracking noch?
Nach dem Relaunch sollte geprüft werden, ob das Tracking der Nutzerdaten z.B. über Google Analytics korrekt funktioniert. Ein beliebter Fehler während eines Relaunchs stellt nämlich das Weglassen des Tracking Codes dar. Am besten prüft man in diesem Zusammenhang auch alle datenschutzrechtlichen Zusammenhänge wie etwa die Opt-Out-Funktion.
Ein funktionierendes Tracking hilft letztendlich auch bei der Bewertung des Relaunchs. Falls man feststellt, dass bestimmte Unterseiten eine erhöhte Bouncerate haben oder eine kürzere Verweildauer als vor dem Relaunch, sollte man diese Seiten überprüfen.
Indexierung der Seite prüfen
Nach dem Relaunch sollte der Indexierungsstatus der Seiten überprüft werden. Den Google Crawler kann man direkt über die Search Console auf die neuen URLs hinweisen und eine Indexierung dieser Seiten beantragen. In der Search Console sollte man auch eine XML-Sitemap mit den aktuellen Seiten hochladen, dies erleichtert den weiteren Crawl-Vorgang. Zudem kann man durch den Upload der Sitemap direkt feststellen, wie viele der eingetragenen Seiten Google bereits indexiert hat.
Warum ist das regelmäßige Prüfen der Rankings nach einem Relaunch wichtig?
Tools wie Sistrix ermöglichen das schnelle Prüfen von Rankings. Sollten nach einem Relaunch die Positionen von wichtigen Keywords offensichtlich stark fallen, müssen dringend die umgesetzten Maßnahmen analysiert werden.
Eine der häufigsten Fehlerquellen stellen fehlerhafte Weiterleitungen dar. Verweisen alle Weiterleitungen auf thematisch verwandte Seiten? Treten vermehrt 404-Fehler auf? Überschneiden sich neue Unterseiten thematisch und erzeugen somit Duplicate Content oder Keyword-Kannibalismus?
Pre-Relaunch-Daten können zu Rate gezogen werden und mögliche Fehlerquellen eingrenzen!
Hierbei muss aber noch erwähnt werden, dass kurzzeitig fallende Rankings nach einem Relaunch erstmal kein Beinbruch sind. Sollte man veralteten und unrelevanten Content gestrichen haben, verschwinden dazugehörige Keywords nach und nach aus dem Index, das Ranking fällt. Langfristig sollten die Keywords, solange die SEO-Maßnahmen korrekt umgesetzt worden, aber steigen.
Ein Relaunch aus SEO-Sicht bedarf also zahlreicher Maßnahmen, die letztlich zum Erfolg der Seite im Suchmaschinen-Ranking beitragen. Man sollte sich Zeit nehmen, Schritt für Schritt einen Plan erstellen und die Punkte sorgsam abarbeiten. Nichts ist ärgerlicher, als ein mühsam aufgebautes Ranking durch eine kleine Unachtsamkeit beim Relaunch zur verlieren.
Quellen zum Thema Website-Relaunch:
https://t3n.de/magazin/seo-fuer-website-relaunch-241164/
https://www.luna-park.de/blog/27495-relaunch-aus-seo-sicht/
https://de.ryte.com/magazine/seo-beim-website-relaunch-geht-es-richtig